Unter den Unternehmen, mit denen ich gesprochen habe, sind einige, die in der digitalen Transformation Erfolg haben und diese auch aktiv mitgestalten:
- SAP – erfolgreiche Transformation des Geschäftsmodells in die Cloud, aktive Mitgestaltung des digitalen Wandels
- BOLDLY GO – berät Kunden im digitalen Wandel auf Basis der eigenen tiefgreifenden Transformation
- Dräger – nähert sich der Komplexität der Digitalisierung durch Testprojekte
- Traum-Ferienwohnung.de – digitale Pioniere, die sich derzeit auf den nächsten Schritt (KI) vorbereiten
- prizeotel – Technologie ist Teil des Gast-Erlebnisses SAP – erfolgreiche Transformation des Geschäftsmodells in die Cloud, aktive Mitgestaltung des digitalen Wandels
- Agilität: Agiles Denken und Handeln (agiles Projektmanagement ist lediglich eine Ausprägung) ermöglicht es, mit der Komplexität der vernetzen Welt besser umzugehen.
- Vertrauen: In einer immer komplexer werdenden Welt lässt sich nicht alles kontrollieren. Die Organisation ist keine Maschine, sondern ein lebendiger Organismus, in dem alle Akteure vertrauensvoll miteinander kooperieren.
- Evolution: Die Fähigkeit, sich und sein Geschäftsmodell neu zu erfinden, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, die Digitalisierung von Prozessen als Chance zu sehen und auch den Sinn evolutionär zu sehen (Laloux)
Zu 1.: Agilität
Agilität ist das Hauptmerkmal von Unternehmenskulturen, die in der digitalen Transformation eine hohe Anziehungskraft haben.
Drei Aspekte sind wichtig
- Agiles Mindset
- Agile Organisation
- Agile Methoden
In Kombination erhöhen agiles Denken und Verhalten und entsprechende Organisationsformen die Anziehungskraft von Unternehmen für Mitarbeiter. Nur agile Methoden einzuführen führt zu Frustration und Unzufriedenheit. Es muss einerseits darauf geachtet werden, dass diese Methoden auch auf komplexe Herausforderungen angewendet werden. Andererseits muss das organisatorische Umfeld geschaffen werden, in denen diese Methoden (z.B. Scrum) auch ihre Wirkung entfalten können.
Unternehmen, die sich der digitalen Transformation stellen, werden alle drei brauchen: Agiles Mindset, agiles Verhalten (gestützt durch agile Methoden) und die Schaffung eines agilen Umfelds durch entsprechende (Re)-Organisation. Das Fallbeispiel des Beratungshauses BOLDLY GO INDUSTRIES illustriert dies hervorragend.
Zu 2.) Vertrauen
Vertrauen ist wahrscheinlich das Wort, das neben magnetisch in diesem Buch am häufigsten vorkommt. Es spielt eine zentrale Rolle, wenn wir von Magnetischer Unternehmenskultur sprechen. Warum ist Vertrauen im Kontext der digitalen Infrastruktur so besonders wichtig?
Wenn ich mich auf eine Reise ins Unbekannte begebe und mir Weggefährten suche: Wonach werde ich schauen? In der Regel werde ich eine solche Reise nur mit Menschen antreten, denen ich unbedingt vertraue. Die digitale Transformation ist so eine Reise ins Unbekannte, weil vor Beginn der Reise nicht klar festgelegt werden kann, wie das Endergebnis aussieht – weil es dieses in vielen Fällen schlichtweg nicht gibt.
Zu 3.) Evolution
Im Kontext der digitalen Transformation geht es um Evolution und nicht um Wachstum. Hemmungsloses Wachstum hat die Welt an die Schwelle zur Selbststörung gebracht. Evolution wiederum ist ein Zeichen von Leben. Leben heißt Entwicklung. Das gilt global, das gilt aber auch für Organisationen, für Unternehmen. Eine Unternehmenskultur, die sich nicht entwickelt, die stagniert, stirbt. Eine agile Organisation ist ständig in Bewegung, passt sich Veränderungen in der Umwelt an. Die Summe der Anpassungen des Ökosystems „Unternehmen“ ist evolutionäre Veränderung.
Konkret bedeutet das für Unternehmen, die sich ernsthaft in das Abenteuer „Digitale Transformation“ begeben, im klaren Bewusstsein dessen: Wir wissen nicht, wie unser Geschäftsmodell und unsere Organisation am Ende aussehen werden (abgesehen davon, dass es keine „Ende“ gibt, sondern nur wiederum veränderliche, evolutionäre Zukunftszustände):
- Neues ausprobieren, testen, also genau diese ersten zwei Schritte gehen, die das CYNEFIN Modell vorschlägt: 1) Sondieren 2) Spüren. Neue Methode (z.B. agile Methoden) ausprobieren und in die Organisation hineinhören, welche Resonanz sie auslösen. Eine (Ergebnis-)offene Diskussion darüber führen und, falls nötig, weitere Dinge testen und wiederum spüren. Wenn sich aus diesen Sondierungen Modelle ergeben, die zur Kultur, zum Geschäftsmodell passen: beide evolutionär weiterentwickeln und sie bei positiver Resonanz in eine komplizierte oder einfache Situation überführen.
- Veränderung als etwas Positives und als den Normalzustand akzeptieren und diese Sichtweise im Unternehmen verankern. Zum Beispiel dadurch, dass kontinuierlich bewusst Prozesse oder Strukturen verändert werden.
- Organisatorische Hindernisse für Veränderung abbauen und die Organisation in Richtung Netzwerkorganisation entwickeln. Das erfordert Mut. Längst nicht nur Startups, Tech-Firmen oder Software-Schmieden gehen mittlerweile diesen Weg.
(gekürzter Auszug aus „Magnetische Unternehmenskultur“ S. 136 – 155)
Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben oder Agilität, Vertrauen und Evolution in Ihrer Organisation stärken wollen, freue ich mich, von Ihnen zu hören. info@christianconrad.org
Herzlichen Gruß
Christian Conrad
P.S.: Wenn Sie Ihre Unternehmenskultur magnetischer machen wollen, abonnieren Sie meinen Newsletter: https://eepurl.com/gyDr9z