Magnetische Unternehmenskultur: Nice to have oder Need to have? Eine nette Sache oder notwendig? Das ist eine berechtigte Frage. Ist ja alles schön und gut, dass ich als Unternehmer meinen Mitarbeitern einen Arbeitsplatz und ein Umfeld biete, in dem sie sich wohl fühlen, ihr Potenzial entwickeln und ausschöpfen können und Erfüllung finden. Aber was habe ich davon, der ich für das Ergebnis verantwortlich bin und alle Risiken trage? Was bringt es mir, den Aufwand zu treiben, in mich und die Organisation zu investieren, an mir zu arbeiten? Reicht es nicht aus, dass ich einfach Arbeitsplätze schaffe und meine Leute anständig bezahle? Darf ich dafür nicht auch eine ordentliche Leistung verlangen und gut ist?

Klar. Kann man so sehen. Ich behaupte aber: es gibt einen starken „Business Case“ dafür, eine magnetische, attraktive Unternehmenskultur zu entwickeln. Ich nenne Ihnen 10 Gründe und belege sie beispielhaft finanziell. Sie sagen mir, ob Sie die Argumentation überzeugt und stellen mir (sehr gerne) Ihre Fragen. Einverstanden?

  1. Niedrigere Fluktuation

Der häufigste Kündigungsgrund laut einer Studie der Unternehmensberatung von Rundtstedt ist, nach nicht ausgezahlten Überstunden, schlechtes Klima. Ist Ihre Unternehmenskultur magnetisch werden Sie ein besseres Klima haben, Ihre Fluktuation wird sinken.

Nehmen wir an, Ihre Fluktuation liegt bei 15% im Jahr. Ihr Unternehmen hat (leicht zu rechnen) 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Das wäre z.B. eine mittelgroße Steuerberatungskanzlei. 15 Mitarbeiter gehen, 15 müssen Sie neu einstellen, um die Personalstärke zu erhalten. Nehmen wir sehr konservativ an, dass jeder Mitarbeiter Sie im Durchschnitt 60.000€ p.a. kostet (der Wert wird höher liegen, denken Sie an die 22% Lohnnebenkosten). Der Suchprozess pro Mitarbeiter kostet Sie 10.000€. Wir sind optimistisch und nehmen an (obwohl unrealistisch), dass Sie keinen Leerlauf haben werden, sprich direkt nach dem Weggang des einen Mitarbeiters wird der Nachfolger anfangen. Wohl aber haben Sie ca. 6 Monate bis der neue Mitarbeiter auf dem gleichen Niveau ist wie der alte (Annahme: durch Einarbeitung und Reinfinden in Prozesse und Organisation läuft der Mitarbeiter auf 50% Produktivität des alten Mitarbeiters). Unter diesen konservativen Annahmen kostet Sie jeder Mitarbeiterwechsel 25.000€. Bei 15 Wechseln im Jahr ergibt das 375.000€. Eine Senkung von 15% auf 10% Fluktuation würde 125.000€ einsparen.

Sie haben dabei den möglichen Wissensverlust gerechnet, den Verlust wertvoller interner und externer Beziehungen und den Effekt auf das Team/ die Teams, deren Teil die Mitarbeiter sind. Wenn Sie keinen direkten Anschluss haben, sind Ihre Kosten höher. Wenn Sie dadurch Projekte nicht umsetzen können (Kapazitätsmangel) sollten Sie ehrlich sein und die Opportunitätskosten rechnen. Kann ein Krankenhaus aus Kapazitätsmangel 10 Betten nicht besetzen und das 3 Monate lang sollten Sie den durchschnittlichen Umsatz pro Bett mit 30 multiplizieren und zur Summe hinzufügen.

Bei Führungspositionen sind die Kosten häufig noch deutlich höher, zum einen, weil die Gehälter höher sind, zum anderen, weil häufig Personalberaterkosten hinzukommen.

Nicht berechnet habe ich darüber hinaus die Opportunitätskosten, die durch das Führen von Bewerbungsgesprächen und die Bearbeitung des Bewerbungsprozesses anfallen.

  1. Geringerer Krankenstand

Wo hohe Fluktuation ist, da ist in der Regel auch ein erhöhter Krankenstand. Bei Unzufriedenheit und niedriger Motivation lassen sich Mitarbeiter schneller krankschreiben.

Laut AOK hatten die Mitglieder durchschnittlich 19,9 krankheitsbedingte Fehltage pro Jahr, also fast 20 Tage oder ca. 10% (etwas übertrieben, aber rechnet sich leichter). Wenn man davon ausgeht, dass ein Mitarbeiter 200% seiner Personalkosten erwirtschaften muss, um „rentabel“ zu sein und wenn wir bei dem Beispiel aus 1. bleiben, dann kosten die Fehltage das Unternehmen pro Mitarbeiter 12.000€ pro Jahr. Bei 100 Mitarbeitern sprechen wir von 1,2 Millionen € durch krankheitsbedingte Fehltage. Können wir den Krankenstand ähnlich wie die Fluktuation um ein Drittel senken, haben wir eine Kostenersparnis von 400.000€, die wir zu den 125.000€ hinzuaddieren können.

  1. Bessere Teamarbeit

In vielen Teams arbeiten die Kollegen nebeneinander aber nicht wirklich miteinander. Die Stimmung ist ok, aber die Produktivität wäre deutlich höher, wenn die Kommunikation besser wäre und die Rollen und Verantwortlichkeiten klarer definiert wären. Eine Produktivitätssteigerung durch bessere und engere Teamarbeit zwischen 20 und 50% ist durchaus realistisch, das zeigen Studien und Fallbeispiele. Kommen Teams in den synergistischen Bereich können die Ergebnisse auch mehrere 100% betragen.

Gehen wir konservativ von 20% aus und von den 200%, die ein durchschnittlicher Mitarbeiter in einem durchschnittlichen Team erwirtschaftet oder 120.000€. 20% mehr bedeutet, dass jeder Mitarbeiter jetzt 24.000€ mehr pro Jahr erwirtschaftet durch verbesserte Teamarbeit. Macht bei 100 Mitarbeitern 240.000€. Sind es nur 10% kommen immerhin 120.000€ dabei heraus.

  1. Weniger Silobildung

Hier geht es um die Schnittstellen innerhalb der Organisation, die häufig nicht gut funktionieren. Abteilungen und Teams arbeiten für sich selbst genommen gut miteinander aber die Zusammenarbeit zwischen Teams und Abteilungen lässt zu wünschen übrig. Das kann enorm viel Zeit in der Umsetzung kosten. Funktionieren diese Schnittstellen reibungslos können sie ähnliche Produktivitätszuwächse realisieren wie durch die verbesserte Arbeit innerhalb der Teams – 20-50%. Wir können in unserem Beispiel daher realistisch durch weniger Silobildung und bessere Gestaltung von Schnittstellen zwischen 120.000 € bis 240.000 € einsparen.

  1. Produktivere Meetings

In hunderten Workshops habe ich herausgefunden, dass zwischen 4 und 10 Stunden die Woche durch weniger und produktivere Meetings eingespart werden können. Wenn wir annehmen, dass jeder Mitarbeiter in unserem Beispielunternehmen 4 Stunden pro Woche einsparen und produktiver nutzen könnte, sprich: eine 10%ige Produktivitätssteigerung bei einer 40 Stundenwoche. Das bedeutet ca.120.000 bis 240.000€ bei 100 Mitarbeitern. Auch diese Produktivitätssteigerung ist additiv zu den vorherigen.

  1. Weniger Missverständnisse

Missverständnisse kosten in der Regel nicht Stunden oder Tage, sondern Wochen und Monate. Der Schaden kann daher sehr groß sein. Wenn ein Team, aufgrund eines Missverständnisses, 4 Wochen das Falsche tut, dann sind das „sunk costs“, Kosten, denen keine Wertschöpfung gegenübersteht. Bei größeren Projekten und länger laufenden Missverständnissen kann das ohne weiteres 6- oder sogar 7-stellige Kosten verursachen. Schlüssel für die Reduktion von Missverständnissen ist verbesserte Kommunikation und das Etablieren von qualitätssichernden Briefing-/Debriefing-Prozessen. Wir nehmen auch hier 120.000€ Einsparungen an.

  1. Verbesserte Umsetzungskraft

Die meisten Unternehmen haben gute bis sehr gute Strategien. Sie unterscheiden sich oft primär durch die Qualität ihrer Umsetzung. Insbesondere durch mangelnde Fokussierung und zu viele Prioritäten (was häufig keinen Prioritäten gleichkommt) werden zahlreiche Projekte nicht abgeschlossen, Initiativen nicht zu Ende geführt und Maßnahmen nicht wirksam umgesetzt. Gerade wenn es um verändertes Verhalten geht – z.B. durch Einführung neuer Prozesse oder Systeme – kommt alles auf die Qualität der Umsetzung an. Auch durch eine bessere, fokussiertere Umsetzung von Veränderungsinitiativen inmitten des Alltagsgeschäfts kann die Produktivität von 10 – 30% oder mehr gesteigert werden. Für unser Beispiel bedeutet das weitere 120.000 – 240.000€.

  1. Gesteigerte Motivation

Zahlreiche Studien ebenso wie der gesunde Menschenverstand und die eigene Erfahrung belegen einen direkten Zusammenhang zwischen Motivation und Leistung oder Produktivität. Wenn ich sehr motiviert bin steigere ich meine Leistung signifikant, deutlich mehr als 10%. Denn auch die Qualität, nicht nur die Quantität meiner Arbeit nimmt zu. Ich werde schneller mehr und bessere Ergebnisse produzieren. Auch hier lassen Sie uns konservativ herangehen und in unserem Beispiel lediglich 10% Produktivitätssteigerung vs. „Normal“ annehmen, was bei den 100 Mitarbeitern 120.000€ entspricht.

  1. Leichtere Personalakquise

Eine magnetische Unternehmenskultur zieht die passenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an, die bei mir arbeiten wollen, sich ggf. proaktiv bewerben, ohne Ausschreibung oder Anzeigen. Magnetische Unternehmen sparen sich die Personalberater ebenso wie Stellenanzeigen. Das ist für eine Wachstumsstrategie sehr wichtig, denn nicht selten scheitert Unternehmenswachstum daran, dass die notwendigen Mitarbeiter nicht akquiriert werden können.

Sie können schlicht die Opportunitätskosten für nicht realisierte Umsätze ansetzen, zzgl. der eingesparten Rekrutierungskosten pro Mitarbeiter. Auch hier wird das Beispielunternehmen wahrscheinlich im 6-stelligen Bereich liegen, was den Nutzen seiner Kultur angeht. Bleiben wir bei den konservativen 120.000€

  1. Erhöhte Kundenzufriedenheit

Begeisterte Mitarbeiter schaffen Kundenbegeisterung. Begeisterte Kunden empfehlen proaktiv weiter. Damit spart das Unternehmen Werbekosten und generiert Leads im Verkaufsprozess durch die stärkste und überzeugendste Werbung, die es gibt: die persönliche Empfehlung. Wenn Unternehmen sagen, sie haben so viele Anfragen, sie machen gar keine Werbung, dann sind sie beim Pull, und das bedeutet, dass Sie sowohl Marketing- als auch Vertriebskosten einsparen. Wenn Sie statt 20% vom Umsatz nur 10% vom Umsatz für Marketing und Vertrieb einsetzen bei 12 Millionen Euro Umsatz (unser Beispiel: 100 Mitarbeiter, die je 120.000€ Umsatz erwirtschaften) dann sparen Sie 600.000 Euro durch erhöhte Kundenzufriedenheit ein. Erhöhte Kundenzufriedenheit bedeutet auch eine hohe Kundenloyalität. Die Wiederkaufrate steigt und ggf. auch die Wiederkauftiefe – sprich Kunden kaufen nicht nur ein Produkt Ihres Angebots, sondern mehrere.

Addieren wir die Effekte auf, ergibt sich rechnerisch bei einer magnetischen Unternehmenskultur vs. einer wenig anziehenden Kultur bei unserem mittelständischen Beispielunternehmen ein Einspareffekt von mindestens 2 Millionen € pro Jahr. Auch wenn ich konservative Annahmen gemacht habe, lassen Sie uns den Wert halbieren, weil möglicherweise nicht alle Effekte isoliert zu sehen sind. Siebenstellig ist das Potenzial in einem Unternehmen der Größe sicherlich, bei einem 10-Personen-Betrieb entsprechend mindestens sechsstellig.

Was ich Ihnen empfehle

  1. Überprüfen Sie meine Rechnung auf Basis Ihrer eigenen Zahlen und natürlich Ihres Bauchgefühls für Ihr Unternehmen.
  2. Schreiben Sie mir Ihr Ergebnis, Ihre Fragen und Kommentare.
  3. Planen Sie eine Maßnahme, die kommerziell die größte Wirkung hat (laut Ihrer Einschätzung) und setzen Sie sie in kleinen Schritten um.
  4. Lassen Sie uns dazu austauschen und überlegen, wie Sie am besten das Potenzial in Ihrem Unternehmen heben, indem Sie Ihre Unternehmenskultur magnetischer machen (Kontaktieren Sie mich für ein kostenloses Strategiegespräch).

Ich wünsche Ihnen eine wunderbare Woche ohne Krankheit und Fluktuation in der Belegschaft!

Herzlichen Gruß

Christian Conrad

P.S.: wenn Sie mögen, hören Sie in meinen Podcast rein. Wenn er ihnen gefällt freue ich mich über eine positive Bewertung und natürlich darüber, wenn Sie mir folgen. Und selbstverständlich auch für ihr positives wie kritisches Feedback. Die nächsten drei Episoden sollten Sie sich nicht entgehen lassen:

HEUTE MONTAG 27.7. #20 Interview mit Lutz Langhoff: Mit innerer Stärke erfolgreich sein

https://podcasts.apple.com/de/podcast/20-interview-mit-lutz-langhoff-mit-innerer-st%C3%A4rke-erfolgreich/id1520210824?i=1000486235830

https://open.spotify.com/episode/71kPF96yOPiBBAXI74AnvS?si=SEo3FjZySderzMPejMmUKQ

MITTWOCH 29.7. #21 Wie schaffe ich echte Verbindung zwischen Menschen?

https://podcasts.apple.com/de/podcast/21-wie-schaffe-ich-echte-verbindung-zwischen-menschen/id1520210824?i=1000486468452

https://open.spotify.com/episode/7siXQi4GFZrvkikcPXFcJa?si=bnxD1LYVQ4KzEO5C4YdcrQ

DONNERSTAG 30.7. #22 Interview mit Gundis Zambo: Lebenslust entwickeln und magnetisch werden – Veröffentlichung 30.07.

https://podcasts.apple.com/de/podcast/22-interview-mit-gundis-z%C3%A1mb%C3%B3-lebenslust-entwickeln/id1520210824?i=1000486572600

https://open.spotify.com/episode/791X8g1itOl7a5106T4oUx?si=CWjfMluARGqpjfWTNFfjfA

 

Wenn Sie möchten, auf folgenden Wegen kann ich Sie schnell unterstützen:

1. Wenn Sie Ihre Unternehmenskultur magnetischer machen wollen, abonnieren Sie meinen Newsletter.

2. Das erste Kapitel meines Buches „Magnetische Unternehmenskultur“ lesen.

3. Wie magnetisch ist Ihre Unternehmenskultur? Machen Sie den Selbstcheck.