Einer meiner persönlichen Werte ist Offenheit. Vor einiger Zeit entgegnete mir ein Geschäftspartner, als ich das mit ihm teilte: „Offenheit ist kein Wert.“ Interessant, dachte ich. Was maßt er sich an, mir zu sagen, was ein Wert für mich ist? Mein Gefühl war: Dieser Mensch stellt sich über dich. Er ist der Auffassung, dass er etwas besser weiß als du. Heute ist mir klar: Genau diese Haltung ist das Gegenteil von Offenheit.
Was ist Offenheit?
Hilfreich ist, sich das Gegenteil von Offenheit anzuschauen: nämlich Recht haben wollen. Wenn ich Recht haben will, bin ich nicht offen. Mein Ziel ist es, meinem Gegenüber zu zeigen, dass es falsch liegt und ich richtig. Offenheit hingegen ist eine innere Haltung. Ich bin neugierig und habe keine vorgefasste Meinung, was passieren soll. Wir sprechen von „ergebnisoffenen“ Diskussionen. Wenn tatsächlich alle Beteiligten mit einer offenen Haltung in den Austausch gehen, kann dies Realität werden. Alle sind für jede Meinung, jede Position, jeden Beitrag offen und beurteilen ihn nicht, sondern wollen ihn verstehen. Eine vorgefasste Meinung hindert mich daran.
Wenn ich also offen in ein Gespräch gehe, dann habe ich vielleicht eine Position vorbereitet, bin aber grundsätzlich bereit, sie zur Diskussion zu stellen und alternative Sichtweisen anzuerkennen.
Woran erkenne ich, dass ich offen bin?
Ich erkenne es an meiner Sprache. „Wir sollten dies oder das tun…“, wirkt weit weniger offen als „Wir könnten dies oder das tun…“. Sollen und müssen sind Worte, die eher keine Offenheit signalisieren. Auch das Wörtchen „aber“ ist ein Indikator hierfür.
Wenn ich nervös werde oder Angst bekomme, bin ich in der Regel auch nicht offen. Mein Blick verengt sich, ich sehe schwarz oder weiß, richtig oder falsch, Flucht oder Kampf.
Immer wenn ich in eine „entweder – oder“-Haltung komme, ist das ein Signal: Du bist nicht offen. Umgekehrt wird dies beim „sowohl als auch“ Denken.
Komme ich in eine Defensivhaltung bin ich ebenfalls selten offen. Ich verteidige meine Sichtweise, die ich für richtig halte, was mich in der Regel davon abhält, andere Perspektiven überhaupt nur wahrzunehmen.
Nehme ich tatsächlich eine offene Haltung ein, dann kann ich offene Fragen stellen, die diesen Namen auch verdienen.
Was ist die Kraft der Offenheit?
Wenn ich mit einer offenen Haltung auf meine Mitmenschen zugehe, dann wächst Vertrauen und die Chancen auf neue Ideen und Lösungen nehmen exponentiell zu. Offenheit schafft also einerseits Verbindung zu Menschen, weil mein Gegenüber sich von mir gesehen fühlt, andererseits den Raum für Innovation und Problemlösung.
Warum ist Offenheit so wichtig – auch für eine Magnetische Unternehmenskultur
Offenheit sorgt für ein Klima, in dem sich jeder sicher fühlen kann. „Psychologische Sicherheit“ ist laut der Google-Studie „Project Aristotle“ der entscheidende Faktor für effektive Teams. Sicherheit stärkt die Bereitschaft, Fehler einzugestehen, was Lernen ermöglicht. Gerade in komplexen Situationen sind beide unerlässlich: das Gefühl „ich bin gewollt und wertgeschätzt und fühle mich sicher“ einerseits und für Fehler nicht bestraft zu werden andererseits.
Wenn ich aus einer Haltung der Offenheit heraus kommuniziere, dann verdecke ich auch nichts, habe keine „Hidden Agenda“ und politisiere nicht. Mitarbeiter fühlen sich informiert und mitgenommen. Vertrauen wächst und damit die Chancen auf Synergie, auf „1+1 > 2“. Das wiederum kann dramatisch positive wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen.
Was kann ich konkret tun, um Offenheit zu leben?
- Streichen Sie die Worte „soll“, „muss“ und „aber“ aus Ihrem Wortschatz.
- Beobachten Sie und spüren Sie in sich hinein, was bei Ihnen den „Ich habe Recht“-Reiz auslöst und steuern Sie dagegen. Nehmen Sie sich bewusst vor, nicht Recht haben zu wollen.
- Stellen Sie bewusst offene Fragen – und zwar „Wie“- und „Was“-Fragen. Verzichten Sie auf „Wozu-weshalb-warum“-Fragen, da diese in der Regel nur scheinbar offene Fragen sind.
Freue mich wie immer, von Ihnen zu hören!
Herzlichen Gruß
Christian Conrad
Wann immer Sie wollen, auf folgenden Wegen kann ich Ihnen schnell helfen:
1. Das erste Kapitel meines Buches „Magnetische Unternehmenskultur“ lesen.
2. Wie magnetisch ist Ihre Unternehmenskultur? Machen Sie den Selbstcheck.