Einige werden sich an den Slogan der Deutschen Bank erinnern. Das ehemals glorreiche und noch immer größte deutsche Bankhaus soll hier allerdings nicht das Thema sein.
Mich interessiert brennend: Was macht eine Unternehmenskultur „magnetisch“? So, dass Menschen sagen: „Da will ich dabei sein“? Ich führe derzeit viele Gespräche mit Unternehmern und Entscheidern aus Unternehmen, deren Kultur ich als magnetisch wahrnehme (SAP, Infineon, IKEA, aber auch kleine, unbekannte und junge, stark wachsende Unternehmen), um Antworten auf diese Frage zu bekommen.
Das Thema „Vertrauen“ kommt in den Gesprächen regelmäßig zur Sprache. Drei Faktoren kristallisieren sich für mich heraus:
1. Angst vs. Liebe
Ein Interviewpartner brachte es auf eine einfache Formel: Aus welcher Perspektive heraus agierst du – aus Angst oder aus Liebe? Hinter Angst steht Misstrauen. Liebe und Vertrauen sind nicht zu trennen. Wenn ich mich für ich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in meinem Team oder meiner Organisation entscheide, ist es wichtig, dass ich meine Angst ernst nehme und mich für Liebe, Wertschätzung, und Schenken von Vertrauen entscheide. Die Reaktion vieler Mitarbeiter wird sein: Sie oder ihn will ich nicht enttäuschen. Sie geben ihr Bestes, weil sie motiviert sind und sich wertgeschätzt fühlen.
2. Delegation vs. Mikromanagement
Welches Führungsverständnis habe ich? Wenn ich die Einstellung habe: Ohne mich kommt der Laden nicht zurecht, werde ich auf Kontrolle und Mikromanagement setzen.
Wenn ich andererseits das Verständnis habe: Meine Aufgabe ist es, mich selbst überflüssig zu machen, dann sehe ich Mitarbeiter als Partner. Ich kann und will sie nicht führen, sondern ich helfe ihnen dabei, sich selbst zu führen. Delegation nenne ich dann den Prozess, in dem Mitarbeiter zunehmend mehr Verantwortung bekommen und ich als Führungskraft mich Schritt für Schritt rausziehe.
3. Negative vs. positive Intention
Eine unserer Verhaltensregeln in dem Konzern, in dem ich gearbeitet habe, lautete „assume positive intent“ – unterstelle deinem Gegenüber eine positive Intention. So ein Satz bringt einen zum Nachdenken. Uns wurde klar: Wenn wir ehrlich sind, unterstellen wir unseren Kollegen und Geschäftspartnern sehr häufig eine negative Intention. Wenn wir uns auf diese neue Verhaltensweise einlassen, verändert sich das Bild, das wir von unseren Kollegen oder Geschäftspartnern oder Kunden haben. Ich gehe offener und vertrauensvoller auf meine Mitmenschen zu und lege die Basis für Vertrauen.
Mein eindrücklichstes Erlebnis zum Thema Vertrauen als Manager in einem großen Unternehmen hatte ich nach einem Geschäftsführerwechsel Ende der neunziger Jahre. Unter dem alten Geschäftsführer gab es eine Redensart: „Wer einen Fehler macht, hängt am Fliegenfänger.“ Vertrauen wurde nicht großgeschrieben, man durfte froh sein, wenn man sich 20-30% Vertrauen erarbeitet hatte. Als dann ein neuer Geschäftsführer das Szepter übernahm, berief er gleich zu Anfang eine Mitarbeiterversammlung ein. In dieser Versammlung erklärte er der gesamten Belegschaft seine Führungsgrundsätze. Mir ist ein Satz hängengeblieben aus dieser Veranstaltung, die über 20 Jahre zurückliegt: „Wenn ich mit Menschen anfange zu arbeiten, dann gebe ich immer 100% Vertrauen. Und nur, wenn dieses Vertrauen missbraucht wird, ziehe ich ab.“ Wir merkten schnell: Der meint das ernst. Es wehte ein neuer Wind.