Letzte Woche bin ich auf ein Buch aufmerksam geworden, das mich sehr inspiriert hat. Geschrieben haben es zwei amerikanische Kollegen, Will Wise und Chad Littlefield. Ihre „Mission“: den Smalltalk abschaffen und durch Gespräche die Menschen verbinden. Ihr Buch: „Ask Powerful Questions – Create Conversations that Matter“. „Stell starke Fragen – und gestalte Gespräche mit Bedeutung.“
Als ich anfing das Buch zu lesen, fiel mir auf, dass meine Fragen nicht immer „stark“ oder „mächtig“ sind. Schon auf den ersten Blick wurde mir klar, dass ich öfters in sinnlosen Smalltalk abdrifte, als mir lieb ist. Umgekehrt bemerkte ich Situationen in denen ich – eher unbewusst – genau diese starken Fragen stellte. Das Ergebnis: mehr Vertrauen und eine stärkere Beziehung.
Das Modell der beiden Autoren will ich hier kurz darstellen, weil es mich sehr überzeugt. Sie nennen es die „Ask Powerful Questions Pyramid“ – die „Stell starke Fragen“-Pyramide:
Die unterste Ebene nennen sie INTENTION. Mit welcher Absicht gehe ich in einen Dialog? Mache ich diese klar oder bleibt sie verdeckt? Kommuniziere ich meine Absicht klar, öffne ich mich für Beziehungen und vermeide Missverständnisse (erinnern Sie sich an den größten aller Zeitfresser?), die sonst zwangsläufig immer wieder passieren. Mit meiner Intention signalisiere ich meinem Gegenüber: Ich bin bereit dich zu kennen, ich will mehr als nur Oberflächlichkeiten mit dir austauschen. Mich interessiert, wer du bist.
Auf der zweiten Ebene entsteht eine VERBINDUNG zwischen zwei Menschen. Wise und Littlefield nennen das „Rapport“ und empfehlen, immer erst Verbindung herzustellen, bevor ich eine Botschaft absende. „Connection before Content“, Verbindung vor Inhalt. Konkret: schaffe erst die Verbindung zu und unter den Meeetingteilnehmern, bevor du in die Agenda einsteigst. Wichtig ist: meine Neugier sollte echt sein. Dies vermittelt dem Anderen: „Ich sehe dich“. Fühlt er oder sie sich gesehen, erhöht es die Bereitschaft, in Beziehung zu treten.
Die dritte Ebene ist OFFENHEIT. Frage ich mich, was Offenheit eigentlich ist, hilft mir die Gegenfrage: was ist denn Nicht-Offenheit? Nicht offen bin ich, wenn ich glaube, die Antwort bereits zu kennen, wenn ich meine, Recht zu haben oder in Kategorien von richtig und falsch denke. Offenheit ist daher eine Haltung, ein „Mindset“ der Neugier, der Wunsch, Unerwartetem zu begegnen, die Bereitschaft überrascht zu werden und das Unbekannte zu erkunden. Durch eine offene Haltung, stelle ich offene Fragen und zwar solche, die diese Bezeichnung verdienen. Die Empfehlung: auf „Warum“- Fragen verzichten, da sie eine Abwehrhaltung im Gegenüber auslösen und auf „Was“- und „Wie“- Fragen zu fokussieren. Wenn ich so frage, fühlt sich mein Gesprächspartner gehört.
Es folgt das ZUHÖREN als vierte Stufe, und zwar Zuhören, mit der Absicht zu verstehen. Wenn ich diese Art des „aktiven Zuhörens“ praktiziere, werde ich das Gesagte in meinen eigenen Worten reflektieren oder rekapitulieren. Das Wunderbare: Missverständnissen wird vorgebeugt! Und das wiederum spart enorm viel Kraft und Zeit. Noch wunderbarer: kaum etwas schafft mehr und schneller Vertrauen, als wenn sich jemand verstanden fühlt.
Die oberste und fünfte Ebene der Pyramide heißt EMPATHIE. Hier versetze ich mich in die Perspektive meines Gesprächspartners, versuche in seinen oder ihren Schuhen zu laufen. Die Welt aus seiner/ihrer Perspektive zu sehen. Auf diesem Level sind „starke Fragen“ ideal. Hier geht es nicht nur darum die Botschaft aufzunehmen, sondern auch Emotionen zu reflektieren. Wenn es mir schwer fällt Empathie zu zeigen, dann beschreibe ich einfach die Welt aus ihrer Sicht. „Es scheint mir als würdest du … glauben ….“. Wenn der Inhalt einer Botschaft nicht ankommt, dann fokussiere ich auf die Verbindung zu dem/den Menschen, mit denen ich in Kontakt bin.
Ganz oben, über den fünf Ebenen steht das „Wir!“ Daher kann man die „Pyramidenbesteigung“ auch die Reise vom „Ich“ zum „Wir“ nennen. Spannend ist: von Stufe zu Stufe wächst Vertrauen! Und Vertrauen ist die härteste zwischenmenschliche Währung überhaupt.
Ich bin gespannt auf Ihr Feedback zu diesem Ansatz! Und natürlich einen guten Wochenabschluss und ein schönes, erholsames Wochenende!
Herzlichen Gruß
Christian Conrad
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