Auf einem Workshop der Geschäftsleitung des Konsumgüterherstellers, für den ich viele Jahre tätig war, machten wir eine Feedbackübung. Jeder gab jedem 3 positive und 3 kritische Feedbacks. Was hängen blieb: die Mehrheit meiner Kolleginnen und Kollegen wiesen mich freundlich und wertschätzend darauf hin: „Christian, du kannst nicht gut zuhören“. Der saß – bis heute.
Ich weiß, dass ich gerne rede. Und viel. Manchmal zu viel. Seit 18 Jahren arbeite ich daran besser zu werden, das Zuhören zu lernen. Ich habe noch ein gutes Stück des Weges vor mir, hin zu jemandem, dem die meisten Menschen attestieren: „Du kannst gut zuhören. Ich fühle mich von dir verstanden.“ Und das, obwohl ich 100e Workshops „Die 7 Wege zur Effektivität“ geleitet habe, in dem der 5. Weg sich exakt damit beschäftigt: „Erst verstehen, dann verstanden werden“. Was ich sagen kann ist: es lohnt sich, diesen Weg zu gehen. Denn ich liebe Menschen und die Verbindung mit Menschen. Diese Verbindung lässt sich meines Erachtens nach durch kein anderes Verhalten effektiver herstellen und vertiefen als durch das, was man „einfühlendes“ oder „aktives“ Zuhören nennt.
Was ist einfühlendes Zuhören?
Meine Definition ist: ich höre meinem Gegenüber so zu, dass sie oder er sich auf der emotionalen ebenso wie auf der inhaltlichen Ebene verstanden fühlt.
Warum schafft einfühlendes Zuhören Verbindung?
Wenn mir jemand einfühlend zuhört, fühle ich mich gesehen und wertgeschätzt. Mein Gegenüber ist präsent, vollumfänglich für mich da in dem Moment, lässt sich auf mich ein. Mein Vertrauen wächst und es entsteht das Gefühl: mit dem, was ich auf dem Herzen habe, bin ich nicht mehr allein, ich habe einen Alliierten, einen Mitstreiter oder Mit-Träger meines Anliegens. Das führt dazu, dass ich mich mit der Person – und sei es nur für den Moment – verbunden fühle. Vertrauen wächst und ich bin bereit mich zu öffnen und verletzlich zu zeigen.
Wie kann ich einfühlend zuhören?
Wenn ich bereit bin, mich auf den anderen einzulassen, meine Agenda und Ziele zu „parken“, meine Lösungsorientierung für den Moment auszuschalten, ebenso wie den Drang zu bewerten. Und wenn ich als einziges Ziel formuliere: ich will, dass mein Gegenüber mir signalisiert „Ja, du hast mich verstanden“, dann habe ich den ersten Schritt getan.
Schritt zwei ist dann: „das Paket zurückschicken“. Sprich das, was bei mir an Informationen und Emotionen angekommen ist, was ich wahrgenommen habe, wieder in meinen eigenen Worten an mein Gegenüber zurückzusenden. Zu reflektieren. Meine Wahrnehmung bezieht sich auf die verbale und – noch wichtiger – die nonverbale Kommunikation.
Das kann meines Erachtens jeder lernen. Der schwerste Schritt ist der erste: die Haltung einnehmen, dass es nicht um mich geht, sondern ausschließlich in dem Moment um den anderen. Dass meine Bewertung und meine Lösungen aktuell nicht von Belang sind. Ich bemühe mich, die Welt aus der Sicht des anderen zu sehen. Wenn ich Fragen stelle, dann sind das offene Fragen, die nur den Zweck haben, die Situation des anderen besser zu verstehen oder zu beschreiben.Probieren Sie es aus. Einfühlendes Zuhören kann Erstaunliches bewirken. Es schafft Vertrauen und Verbindung.
Herzlichen Gruß
Christian Conrad
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MONTAG, 19.10. – #53 First Things First – Oder wie der Hamster sein Rad verlässt – Im Gespräch mit Thomas Mangold, Experte für Selbst- und Zeitmanagement
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