Vielleicht haben Sie schon Mal von Theorie X und Theorie Y gehört. Die Begriffe gehen auf den amerikanischen Managementprofessor Douglas McGregor aus den sechziger Jahren zurück. Es geht um zwei diametral unterschiedliche Menschenbilder, die zu sehr unterschiedlichen Führungsstilen und zu sehr unterschiedlichen Unternehmenskulturen führen.
Theorie X besagt, dass Menschen faul sind und sich vor der Arbeit drücken wollen. Ich kann sie extrinsisch motivieren, muss ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem sie gezwungen sind, einen produktiven Beitrag zu leisten. Ich arbeite mit Druck und Sanktionen. Denn: wenn Menschen faul sind, brauchen sie den Tritt in den Allerwertesten, um sich zu bewegen. Ich erinnere mich noch lebhaft an eine Präsentation vor der Vertriebsmannschaft. Der Geschäftsführer (meiner Erfahrung nach ein Anhänger der Theorie X) legte eine Overhead Folie auf (es war in den 90ern, kurz vor der Umstellung auf Beamer). Auf ihr war ein Verkehrsschild zu sehen, das Piktogram eines auf dem Tisch schlafenden Menschen, rot durchgestrichen. Überschrift: Ende der Schnarchzeit. Die versammelte Mannschaft sehr engagierter und hart arbeitender Vertriebsmitarbeiter bekamen den Kopf gewaschen. Welche kurz-, mittel- und langfristige Wirkung hatte diese „Ansprache“? So, wie wir die Welt (bzw. die Menschen) sehen, so verhalten wir uns. Unser Verhalten generiert Ergebnisse (in diesem Fall mittelmäßige, weil die motivatorische Wirkung erwartungsgemäß nicht groß war). Die Ergebnisse prägen wiederum unser Bild von der Welt (bzw. von den Menschen). Ein Kreislauf, den Stephen R. Covey den „Sehen – Tun – Erreichen“ Zyklus nennt.
McGregor entwickelte Theorie Y, die davon ausgeht, dass der Mensch von Natur aus engagiert ist, voller Potenzial, intrinsisch motiviert. Arbeit hat für ihn einen hohen Stellenwert, ist eine Quelle der Zufriedenheit. Voraussetzung: er erhält Wertschätzung für dieses Engagement. Er möchte seine persönlichen Bedürfnisse („Ich-Bedürfnisse“) durch die Arbeit befriedigen und sich darin selbst verwirklichen, sein Potenzial entfalten. Was er braucht ist ein Umfeld, indem er sich gesehen fühlt, seine Stärken und Potenziale einsetzen kann, Wertschätzung erhält und wachsen kann. Auch eine solche Kultur habe ich, unter dem Nachfolger des oben genannten Geschäftsführers, erlebt. Ich (und viele andere) fühlten sich wertgeschätzt, bekamen einen Vertrauensvorschuss, wurden dabei „erwischt“ wie wir Dinge richtig machten. Interessant war, dass die gleichen Menschen, die vorher als dumm und faul galten und mittelmäßige Ergebnisse ablieferten jetzt, da sie als engagiert und voller Potenzial gesehen wurden, auch zu besseren und kreativeren Ergebnissen kamen. Wenn ich Menschen als engagiert und vertrauenswürdig sehe, dann zeige ich ihnen Wertschätzung, gebe Ihnen Verantwortung und Vertrauen und schaffe ein Umfeld, in dem sie sich entwickeln und wachsen können.
Eine magnetische Unternehmenskultur basiert immer auf Theorie Y. Gleichzeitig gibt es viele Unternehmenskulturen, die eher von Theorie X ausgehen (selbst wenn das Leitbild, wie fast alle Leitbilder, auf Theorie Y aufbaut). Gerade neulich hörte ich davon wie eine Führungskraft dabei ist, eine magnetische Unternehmenskultur, die als Fallbeispiel in meinem Buch dient, durch Kontrolle, Misstrauen und mangelnde Wertschätzung zu demontieren. Vermutlich ein Fall von Theorie X.
Beide Theorien tragen selbsterfüllende Prophetien in sich, wie das „Sehen-Tun-Erreichen“-Modell zeigt.
Welches Menschenbild haben Sie als Unternehmer, als Führungskraft? Wenn Sie viele unselbständige Menschen um sich herum haben kann das daran liegen, dass Sie bewusst oder unbewusst ein Anhänger der Theorie X sind. Wenn um Sie herum die Menschen motiviert, engagiert und leistungsbereit sind deutet vieles darauf hin, dass Ihr Menschenbild von Theorie Y geprägt ist. Halten Sie sich vor Augen, welche Folgen die beiden Theorien jeweils haben und bleiben Sie auch bei Rückschlägen und Enttäuschungen (die es immer gibt!) auf Kurs.
Herzlichen Gruß
Christian Conrad
P.S.: Wenn Sie mögen, hören Sie in meinen Podcast rein. Heute geht es um typische Herausforderungen, die Unternehmer und Unternehmerinnen erleben sowie auch die um ungewöhnlicheren.
DONNERSTAG 05.11. 2020 #58 – Herausforderungen als Unternehmer – Christian Conrad
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