Vertrauen ist wahrscheinlich das Wort, das neben magnetisch in diesem Buch am häufigsten vorkommt. Es spielt eine zentrale Rolle, wenn wir von Magnetischer Unternehmenskultur sprechen. Warum ist Vertrauen im Kontext der digitalen Infrastruktur so besonders wichtig?
Wenn ich mich auf eine Reise ins Unbekannte begebe und mir Weggefährten suche, wonach werde ich schauen? In der Regel werde ich eine solche Reise nur mit Menschen antreten, denen ich unbedingt vertraue. Die digitale Transformation ist so eine Reise ins Unbekannte, weil vor Beginn der Reise nicht klar festgelegt werden kann, wie das Endergebnis aussieht – weil es dieses in vielen Fällen schlichtweg nicht gibt.
Kreative Kooperation ist in einer komplexen Netzwerkumgebung ebenso unerlässlich wie in einem Ökosystem. Ohne Vertrauen funktioniert diese Kooperation nicht. Ohne interdisziplinäre Kooperation, ohne Projektteams, die den kompletten End-to-End Prozess abdecken, weil sie vom Kundennutzen her denken und handeln, können komplexe Herausforderungen nicht gelöst werden. Und ohne das Lösen dieser komplexen Herausforderung gelingt die Transformation zu neuen digitalen Geschäftsmodellen nicht.
Was in großen (manchmal aber auch in erstaunlich kleinen) Organisationen oft ein Hindernis darstellt, sind Politik und versteckte Agenden. Machtspielchen werden gespielt, Menschen fühlen sich unsicher und versuchen, sich zu schützen. Es geht um Macht: ein Bereich hat gefühlt mehr Macht als ein anderer, Augenhöhe geht verloren – auf der Strecke bleiben Offenheit und Vertrauen.
Wenn ein Unternehmen sich entscheidet, Führung durch ein Modell kollegialer Führung auf alle Schultern zu verteilen, dann bedeutet das: Loslassen, Kontrolle ade! Als Entscheider und Verantwortungsträger, als Führungskraft, gebe ich Macht ab. Meine Rolle verändert sich hin zu einer Coaching-Rolle. Die Entscheidungen werden von allen gemeinsam getroffen. Der Gewinn: Schnelligkeit, weniger Notwendigkeit von Planung, weil Veränderung in der Netzwerkorganisation kontinuierlich, „an den Rändern“ (Laloux), stattfindet.
Viele hierarchische Organisationen, in denen Entscheidungen von oben nach unten getroffen werden, werden in der digitalen Welt Schiffbruch erleiden. Entscheidungen werden zu langsam getroffen, Veränderungen treten nicht schnell genug ein. Sie werden je nach Branche auch Schwierigkeiten haben, Mitarbeiter zu gewinnen, denn die wollen mitgestalten, erwarten, dass man ihnen Vertrauen schenkt und Verantwortung delegiert. Ohne ein hohes Vertrauensniveau gibt es weder Magnetismus noch digitale Transformation.
Ich höre schon die Stimmen: „völlig unrealistisch“, „unverantwortlich“, „Vertrauen muss man sich verdienen“, „Unternehmen brauchen eine starke Führung“. Das mag zum jetzigen Zeitpunkt sogar zutreffen.
Aber was ist der Grund, aus dem beispielsweise Nokia die Transformation nicht geschafft hat? Ist es Mangel an Innovation? Mangel an Führung? Mangel an Agilität? Bevor das iPhone 2007 den Markt auf den Kopf stellte, initiierte Nokia-CEO Jorma Ollila eine Initiative zur Stärkung von Agilität und unternehmerischem Geist in der Organisation. Leider hatte die Initiative eher den gegenteiligen Effekt. Eine Analyse von INSEAD Singapur beschreibt, warum dieser gegenteilige Effekt eintrat, der zum Untergang des einstigen Handy-Marktführers führte.
In Gesprächen mit 76 ehemaligen Entscheidern (oberste und mittlere Führungsebene) und Experten fanden sie heraus, dass die Führungskräfte eine Emotion teilten: Angst. Die Top-Manager hatten Angst vor dem Wettbewerb und gaben diese in Form von Druck in die Organisation. Dabei kommunizierten sie nicht wirklich offen die Gefahren, die sie erkannt hatten. Die mittlere Führungsebene wiederum hatte Angst vor der „obersten Heeresleitung“ und hielt wichtige negative Informationen zurück. Das wiederum führte dazu, dass das Top-Management die Fähigkeiten der Organisation überschätzte und wichtige Investitionsentscheidungen nicht traf.
Angst bedeutet: Mangel an Vertrauen. Angst führte zu Mangel an Offenheit. Emotionen spielen eine enorme Rolle in Veränderungsprozessen. Wenn sie nicht ernst genommen werden, werden sie erfolgreiche Transformation verhindern.
(Auszug aus „Magnetische Unternehmenskultur“ S. 149-151)
Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben oder das Vertrauen in Ihrer Organisation stärken wollen, freue ich mich, von Ihnen zu hören. info@christianconrad.org
Herzlichen Gruß
Christian Conrad
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